Jahrestag der nationalsozialistischen Bücherverbrennungen in Deutschland wird in einem düsteren Rückblick auf die Vergangenheit die Bedeutung der Wachsamkeit bei der Bewahrung demokratischer Werte betont. Bei dem berüchtigten Ereignis am 10. Mai 1933 verbrannten die Hitlerfaschisten die Werke abweichender Autoren auf öffentlichen Plätzen, vor allem in Kiel auf dem Wilhelmplatz, und nahmen dabei Literatur ins Visier, die als „undeutsch“ galt.
Innenministerin Nancy Faeser erinnerte die Nation in ihrer Rede im Bundestag an die dunklen Kapitel ihrer Geschichte. Sie betonte, dass sich das Grauen, das die Deutschen von 1933 bis 1945 erlebt haben – was sie getan, zugelassen und verschwiegen haben – nie wiederholen darf.
Sie wies auf die ständige Bedrohung durch neofaschistische Aktivitäten im heutigen Deutschland hin, die eine aktive Verteidigung erfordert, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.
Heines prophetische Worte hallen in der heutigen Zeit nach
Faeser berief sich auf die prophetischen Worte des deutschen Dichters und Schriftstellers Heinrich Heine:
Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.
Heinrich Heine
Diese Warnung unterstreicht die Schwere der Erinnerung an die Ereignisse, die den Weg für den Holocaust geebnet haben. Sie warnte vor der Gefahr der Untätigkeit, bis es zu spät war, und betonte die Notwendigkeit, entschlossen gegen aufkeimende Bedrohungen der Freiheit vorzugehen.
Lesemarathon ehrt zensierte deutsche Literatur
Zum Gedenken an den Jahrestag fanden in ganz Deutschland mehrere Gedenkveranstaltungen statt. In Hamburg veranstaltete das Kaiser-Friedrich-Ufer-Gymnasium einen Lesemarathon im Park an der Isebek, wo einst nationalsozialistische Studentenorganisationen und Burschenschaften Bücher verbrannten.
Bei der Veranstaltung wurde aus Büchern vorgelesen, die die Nazis zu vernichten versuchten, und es nahmen auch Schüler benachbarter Schulen teil. Die Schulsenatorin Ksenija Bekeris und Tanja Chawla, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Nord, sprachen bei der Eröffnung zu den Zuhörern.
In Kiel organisierten außerdem der Verband deutscher Schriftsteller Schleswig-Holstein (ver.di VS), die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und das Zentrum für Betroffene rechter Angriffe (ZEBRA e.V.) eine Lesung im Literaturhaus. Die Mitglieder lasen Werke von Autoren wie Mascha Kaléko, Ernst Toller und Kurt Tucholsky, deren Werke während des Nazi-Regimes zur Zielscheibe wurden. Die Veranstaltung bot auch Einblicke in die aktuellen Herausforderungen, denen sich die Verteidiger der Meinungsfreiheit gegenübersehen.